Auch in diesem Jahr gestaltete Kristine Pews
für den Abschluss der USC-Saison 2009/10 ein Heft mit 58 Abbildungen und 80
Seiten im A-Format. Trainingsthemen, Übungsaufgaben, Lösungen und ein Rückblick
auf die Aktivitäten der Abteilungsmitglieder mit Höhen und Tiefen wurden
zusammen gefasst. Den Mitgliedern wurde das Heft am 26. Juni 2010 anlässlich
der Saisonabschlusszusammenkunft überreicht.
Schutz und Wachsamkeit
Jeder Schritt, den wir gehen, ist der Beginn eines Abenteuers. Manchmal ist es
nur ein kleines Abenteuer, wenn uns zum Beispiel auf dem Schulweg im Monat Mai,
plötzlich ein Maikäfer an der Nase vorbei fliegt. Das eigenartige Surren, den
so ein Käfer beim fliegen
veranstaltet, ist schon etwas irritierend. Ein großes Abenteuer wäre es, würde
plötzlich ein Löwe vor uns stehen, dann wären wir wohl starr vor Angst,
oder wir hätten auf einmal ganz, ganz flinke Beine. Wir wollen uns einfach schützen.
Unverletzt bleiben ist das Ziel. Den allerbesten Schutz für sich, seine Arbeit
und seine Vorhaben zu finden, dafür gibt es seit Menschengedenken unzählige
helfende Symbole. Ein sehr starkes Symbol ist Kerberos. Er ist in der
griechischen Mythologie der Höllenhund und Torhüter, der den Eingang der
Unterwelt, den Hades, bewacht. Keiner der Unterweltbewohner durfte den Hades
verlassen. Doch da die toten Geister sicher genauso raffiniert sind wie die
lebenden, gibt es für seine drei Schnauzen immer mehr als genug zu tun.
In den homerschen Gesängen wird Kerberos vom in die Unterwelt gelangenden
Odysseus folgendermaßen beschrieben:
„Auch den Kerberos sah ich, mit bissigen Zähnen bewaffnet
Böse rollt er die Augen, den Schlund des Hades bewachend.
Wagt es einer der Toten an ihm vorbei sich zu schleichen,
So schlägt er die Zähne tief und schmerzhaft ins Fleisch der Entfliehenden
Und schleppt sie zurück unter Qualen,
Der böse, der bissige Wächter.“
Kerberos bewacht also sehr aggressiv, furchteinflößend und erfolgreich den
Hadesausgang. Ob eine kleinere Ausgabe des Kerberos auch gut für unsere
Schachtruppe ist? Er bekäme von mir den Auftrag, keinen von uns weg zu lassen.
Wenn alle am Ball bleiben, würden unsere Mannschaften stärker und stärker.
Kein Mannschaftswettstreit fiele aus, weil die Mannschaft nicht „voll“ wird.
Es gäbe viele vordere Plätze bei den Einzel- und Mannschaftswettkämpfen. Ach,
ist das ein schöner Traum! Doch leider sehr unrealistisch. Denn dieser kleine
Kerberos wäre mit dieser Aufgabe total überfordert. Schenken
wir lieber symbolisch allen, die fortgehen, einen Kuschelfluffy. Möge er
sie auf ihren weiteren Wegen beschützen. Aber auch unsere lieben 16 Figuren
werden nur stark durch den richtigen Schutz. So dient die kleine Rochade dem
Schutz des Königs. Die drei vor ihm stehenden Bauern übernehmen die
Schutzfunktion, wie Kerberos mit seinen drei Köpfen. Wir achten auch (meistens)
darauf, dass jede vorwärtspreschende
Figur gedeckt ist. Wir alle erlebten es doch
schon und kennen den Schreck, nehmen wir das Behüten unserer Figuren auf die
leichte Schulter. Doch woher wissen wir, was wir wann schützen müssen? Nun da
besitzen wir mehrere Möglichkeiten. Da sind unsere schönen, klugen, blanken
Augen. Schon die alten Ägypter erkannten die Kraft der Augen. Als Symbol für
diese Kraft entwickelten sie das Auge des Horus. Neben dem Schutz symbolisiert
das Auge des Horus aber auch Vollkommenheit und Macht sowie Vervollständigung
und Heilung. Wir schauen uns nun an, wer sein schachliches Wissen zusammen mit
immer wachsamen Blicken geschickt in seinen Turnierpartien kombinierte.
Apolda
Dieser Sommer verlief etwas ungewohnter als sonst. Da Theresa Pohl an der
Europa-Meisterschaft teilnehmen wollte, bekam sie eine Einladung zu einem
Kaderlehrgang nach Apolda. Anschließend fand das Apolda-Open, ein 7-
Runden-Turnier statt. Und um Theresa Pohl Gesellschaft zu leisten, fuhren
Ricardo Saul, Alexander Busch und Natalie Ehrenberg ebenfalls
nach Apolda. Unterkunft fanden wir im schönen Schloßhotel und gespielt wurde
in dem wunderschönen Saal des Bürgerhauses. Für Natalie Ehrenberg ging
es vor allen Dingen um das Sammeln von Praxiserfahrung. In der 3. Runde
erschwindelte sie witzig in einer totalen Verluststellung durch ein
„angebliches Dauerschach“ ein Remis. In Wirklichkeit gab es noch ein
Schlupfloch für den schwarzen König. Doch Horus befand sich bei der Gegnerin
wohl gerade im Tiefschlaf. In der letzten Runde gelang ihr dann der Ehrenpunkt.
Und das durch einen gut durchdachten Angriff auf den gegnerischen König. Ein
kleiner DWZ-Zuwachs war der Lohn. Alexander
Buschs Spielweise glich einer Berg- und Talfahrt. In der zweiten und dritten
Runde rang er seinen Gegnern, die ca. 400 Punkte mehr aufwiesen als er, jeweils
ein Remis ab. Vor allen Dingen durch eine sehr gute Endspielführung. In einer
wichtigen Partie gegen einen
gleichwertigen Gegner verließ ihn
die Wachsamkeit des Horus. Andersherum wäre wohl noch mehr DWZ-Plus
herausgekommen. Theresa Pohl hatte ein wenig Pech mit der Auslosung.
Entweder kam sie gegen wesentlich stärkere,
oder wesentlich schwächere Gegner. Eine sehr gute Partie spielte sie in der 3.
Runde mit Schwarz gegen einen 2066er. Ihr Horus war während dieser Partie voll
in Aktion. Wachsam wehrte sie alle Angriffe konsequent ab, und
kam in ein gewonnenes Endspiel. Leider verkannte sie in dieser Situation ihre
Macht und gab sich mit einem Remis zufrieden. Der unglücklichen Auslosung
schuldend, ergaben ihre 50% nur einen geringen DWZ-Zuwachs. Den Durchbruch für
sich schaffte Ricardo Saul in diesem Turnier. Seine Augen setzten in
diesem Turnier all ihre Macht um.
Zwei Remis und zwei Siege gegen jeweils stärkere Spieler. In der letzten Runde
sah sein wachsames Auge eine besonders schöne Kombination zum Figurengewinn,
die Ricardo Saul auch prompt umsetzte. Eine Superleistung, dieses
Turnier. Schade, dass er aufgrund seiner schulischen Belastung und anderer
Hobbys erst einmal eine „Schachpause“ einlegt. Neben Schach spielen,
analysieren und vorbereiten der Partien nahmen wir auch noch an einem
wichtigen Apolda-Ereignis teil, die Gründung eines Schachcafés
„Rochade“.
Briesen
Durch das Apolda-Turnier besuchten das Briesener Open nur drei Spieler von uns.
Für Maximilian Hajduk kam es in diesem Turnier darauf an, erst einmal
seine Wachsamkeit zu erkunden und zu trainieren. Denn seine Turniererfahrungen
waren noch sehr gering. Er holte den für jeden Anfänger notwendigen Ehrenpunkt
und wird sicher bei seinen nächsten Turnierpartien mit wachsameren Augen
antreten. Schon mit einer Menge Turniererfahrung ausgestattet ist dagegen Christoph
Hoffmann. Doch leider zeigte er wenig davon bei seinen Spielen. Zwei Mal
gelang es ihm wachsam und mutig zu spielen. Zwar kein Verlust, aber auch kein
Aufbruch in eine neue Klasse. Ein alter Briesen-Spieler ist Thomas Noack.
Er setzte die Eigenschaften von Horus, Kraft, Vollkommenheit und (schachliche)
Macht schon sehr oft in seinen vielen Turnierpartien um. Auch hier ist
Zufriedenheit zu diesem Ergebnis von 70% in der höchsten Gruppe angesagt.
Immerhin fehlen jetzt nur noch 57 Punkte bis zur 2000.
Europameisterschaft U 14 in Fermo
Jedes Jahr organisiert ein europäisches Land die Jugendeuropameisterschaft.
Dieses Jahr fand sie in Fermo
statt. Theresa Pohl als
frischgebackene Deutsche U 14-Meisterin wurde für diese Meisterschaft vom DSB
nominiert und am 30.08.2009 ging es los. Für uns beide war es eine erste
internationale Meisterschaft, also alles
neu und aufregend. So erging es mir in den ersten Stunden: In Rom kommen wir vor
der Zeit an, was aber eigentlich sinnlos ist, denn dem Busfahrer war es egal, ob
wir drinne sitzen oder nicht. Er fuhr erst los, als alle Plätze besetzt waren.
Nach ca. 1,5 h ging es dann los.
Theresa Pohl setzt sich zu Svenja. Den Platz neben mir
nimmt ein etwas molliger Herr ein. Welche Nation kann ich nicht ergründen.
Eine energische Dame weist auf Englisch vor der Abfahrt noch darauf hin, dass
irgendwo nach 20 Minuten der Bus halten wird und dann eine Pause von genau 20
Minuten einzuhalten sei. Und wehe, wenn nicht. Die Haltestelle entpuppt sich
dann als eine kleine Raststätte. Ich kaufe mir ein Eis und eine Flasche Wasser.
Nach dem Einstieg nahm mein Sitznachbar Kontakt zu mir auf, er bot mir eine
Waffel an. Die zweite lehnte ich dann dankend ab. In der Vorschau auf diese
Fahrt fehlte mir die Vorstellung, wie lange es wohl von Rom nach Fermo sein würde.
Als wir ankamen, wusste ich es, drei Stunden. Dazwischen sah ich kahle Hügel,
wenig Bäume und sogar Berge, deren Spitzen in den Wolken verschwanden. Alles,
was die italienische Landschaft in dieser Region zu bieten hat. So 35 Minuten
bevor wir ankamen, nahm der Himmel
langsam eine andere Farbe an. Fast wie zu Hause kurz vor Wismar. Da wusste ich,
wir sind bald an der Adria. Und plötzlich lag sie vor uns, strahlend blau und
unendlich weit. Ich war wie elektrisiert. Mein Nachbar spürte das wohl. Er
sagte lächelnd: „Adria“. Nun wusste ich, er ist ein Italiener.
Turnierbeginn: „Theresa Pohls erste Gegnerin ist eine temperamentvolle
Italienerin ohne Zahl. Da links und rechts neben ihr auch Italienerinnen sitzen,
gibt es natürlich viel zu schwatzen. Im Mittelpunkt scheint immer wieder Theresa
Pohls Elo zu stehen. Die temperamentvollen Mädels überhören natürlicherweise
die Eröffnungshinweise des Hauptschiedsrichters und verpassen die Freigabe der
Bretter. Als Theresa Pohl dann schließlich die Uhr drückt, protestiert
ihre Gegnerin sogar. Doch dann sieht auch sie ein, dass es losgehen sollte.”
Der Spielort befand sich in einer riesigen Fabrikhalle. Die Organisatoren gaben
sich kaum Mühe, am Fabrikhallenflair etwas zu verändern. Gespielt wurde an
Biertischen, gesessen auf Plastikstühlen. Zum Glück war wenigs-tens der
Spielerbereich klimatisiert. Doch die schachbegeisterten Jungen und Mädchen ließen
sich dadurch von ihrem
Siegeswillen nicht beirren. Die besten wollten Europameister,
oder Europameisterin werden. Die sorgfältige Vorbereitung auf jede Partie, der
notwendige Kampfgeist, das alles wurde an jedem
Turniertag hundertfach aufgeboten. Diese erste Partie gewann Theresa Pohl souverän.
In einigen Partien vergab sie dann einige Chancen, was sie zwischendurch zu
mutlos werden ließ. Vor allen Dingen ihre beiden russischen Gegnerinnen
zeigten, was man in dem Alter eröffnungstheoretisch schon alles wissen und
dieses Wissen auch kraftvoll umsetzen kann. Leistungsmäßig schloss sie dieses
Turnier ohne Verlust ab, rutschte allerdings in der Platzierung ein paar Plätze
nach hinten. Doch Theresa Pohl sammelte in diesem Turnier erste
internationale Erfahrungen. Sie weiß um ihre Stärken und wo sie noch besser
werden möchte. Der nächste internationale
Einsatz wird folgen. Da wird dann die Gelassenheit mehr Oberhand gewinnen
und damit auch die Spielfreude und
das Selbstbewusstsein. Mit dem
Beschützen der eigenen Figuren klappt es dann 100%ig besser.
„Erfahrung - Ist ein Schatz des Lebens“ (Martin Müller)
Spreewaldgurken
Sauer macht lustig?
Bereits zum zweiten Mal nahm ein USC-Team am Schnellschachturnier in Ragow bei Lübbenau
am 5. September 2009 teil und schlug sich mit dem erreichten 13. von 18 Plätzen
recht wacker. Vielen Dank an Vater Krannich, der das Auto und den Sprit
sponsorte. Gegen sehr starke Gegnerschaft konnte Thomas Noack am
Spitzenbrett gut dagegen halten. Herausragend waren die Partiegewinne von Jan
Grabowski, Sven Krannich und Norbert Heymann gegen Spieler mit einer
Wertzahl von 2100! Die vier USC-er haben sich für 2010 einen einstelligen
Tabellenplatz vorgenommen. Jeder konnte als Preis ein Glas Spreewaldgurken mit
nach Hause nehmen. Dabei haben wir gar nicht so gurkig gespielt. (von Norbert
Heymann)
Das Frankfurter Open
Die Zeit des Hahns
Wer einen Zerberus vor seiner Haustür hat, der fühlt sich sicher gut beschützt.
Doch da gibt es weniger furchteinflössende, aber ebenso gut wachsame Tiere. Wir
Frankfurter setzen da auf einen sehr wirkungsvollen
Zweibeiner, den Hahn. Er ist unser Wappentier. Dieser Hahn gilt als Symbol für
Kampflust und Kampfbereitschaft, auch für Wachsamkeit und den Sonnenaufgang.
Kampflust und Kampfbereitschaft wünsche ich mir bei einigen von euch mehr. In
diesem Frankfurter Open gelang das von dem DWZ-Zuwachs ausgehend vor allem Kay
Röming. Kampflustig nutzte er in einer seiner Partien sofort einen Eröffnungsfehler
aus und setzte im 11. Zug matt. Noch dazu dann ein zweiter Sieg und schon stehen
fast 100 DWZ mehr zu Buche. Felix Fischer zeigte in seiner Partie gegen Moritz
Petersen, dass er Mattangriffe dem schnöden Materialgewinn vorzieht. Das
Ergebnis, eine schöne Mattkombination. Seine Remispartie hatte er dem Material
nach eigentliche verlieren müssen. Doch seine wachsame Verteidigung sowie ein
wacker umherreitender Springer nervten Christoph Hoffmann so sehr, dass
er seine Siegeschancen vergab. Der Lohn für seinen Kampfgeist: Er überschritt
die erste 1000er DWZ-Grenze! Natalie Ehrenberg brauchte eigentlich ständig
einen Hahn an ihrer Seite. Einer der auch abends kräht und sie damit zum
Turnierbeginn ruft. Obwohl wir nachmittags über den Turnierbeginn am Abend
sprachen, erschien sie erst Samstag früh zur zweiten Runde. Zum Glück gab es
zu diesem Zeitpunkt eine ungerade Teilnehmerzahl und der Schiedsrichter ließ
sie noch mitspielen. Doch die Sonnenstrahlen, die unser Frankfurter Hahn an
diesem Tage weckte, erhellten ihre Partien zu wenig. Natalie Ehrenberg zauberte
zwar mehrfach schöne Gewinnstellungen auf das Brett. Aber zu oft siegte ihre
Angst über den Kampfeswillen. Recht hell strahlen Stefan Wurls 50 % in
der Tabelle. Da Fortuna ihm jedoch
zwei recht schwache Gegner zuloste, brachten diese 2,5 Punkte wenig
DWZ-Ausbeute. Für Erik Marx traf das Gleiche zu wie für Stefan Wurl.
Er gewann nur gegen wesentlich schwächere Gegner. Ganz anders nutzte Vicky
Eue die Energien des
Frankfurter Hahns in ihren Partien. Sie setzte seine Kampflust in ihren Partien
um. Das so gut, dass sie in der ersten Runde gegen Carlo Borchardt eine
tolle Gewinnstellung erkämpfte.
Zum endgültigen Sieg fehlten dann aber noch die Erfahrungen. Carlo konnte sie
dann noch im Endspiel „beschwindeln“. An den Brettern von Thomas Noack und
Jan Grabowski saß dann
lediglich ein vom Krähen etwas ermüdeter
Hahn. Zu wenig kämpferische Aktionen,
zu viel Lauheit in ihren Partien. Aaaber!!! Jan Grabowski wurde mit
seinen 3.5 Punkten der beste Frankfurter
Teilnehmer. Thomas Noack landete in dieser Kategorie auf Platz 2.
Herzlichen Glückwunsch euch beiden. Bei Daniel Breuning ging es darum,
Erfahrungen zu sammeln. Wie schon bei Felix Fischer beschrieben, gab sich
Christoph Hoffmann in seiner Partie gegen ihn in einer totalen
Gewinnstellung mit einem Remis zufrieden. Christoph Hoffmann besitzt
schon ein enormes schachliches Wissen. Wenn er dazu noch seine Kampfbereitschaft
und Wachsamkeit entwickelt, wird es mit seiner Spielstärke aufwärts gehen.
Däbersee Turnier 2009 und 5. Wildauer Dahmelandpokal
Höre, sieh und schweige
Kurz nach dem Frankfurter Open wollten vier Ehrgeizige so schnell wie möglich
weitere Turniererfahrungen sammeln. Sie fuhren zum Däbersee-Turnier bzw. zum 5.
Wildauer Dahmelandpokal. Das Interessante
beim Däbersee-Turnier sind ein
paar kleine Affen, die hinter der Spielstätte in einem Käfig wohnen. Also ging
es früh vor Rundenbeginn immer erst einmal zum Füttern. Schmunzeln und freuen
über die putzigen Tiere inklusive.
Affen besitzen ja auch eine große symbolische Bedeutung: „Nichts sehen,
nichts hören und nichts sagen“ Völlig passiv kommen diese bekannten drei
Affen daher, die vollkommen meinungslos und desinteressiert scheinen. Zurück
geht dieser Ausdruck auf ein mittelalterliches Sprichwort: »Audi, vide, tace,
si tu vis vivere pace (zu deutsch: Höre, sieh und schweige, wenn du in Frieden
leben willst). Wachsamkeit und Schutzfunktion sind in diesem Ausspruch perfekt
vereint. Denn Frieden ist der höchste Schutz, den es für uns gibt. „Höre,
sieh und schweige“ sind auch wichtige Verhaltensweisen beim Schachspiel. Hören
auf die gute innere Stimme, die
Intuition. Sehen, beobachten, was auf dem Schachbrett passiert. Schweigen ist
sowieso Pflicht bei einer Turnierpartie. Wer vergaß von diesen vieren wohl am meisten
das Hinsehen?
Felix Fischer und Vicky Eue sicher weniger. Sie vermehrten mit
ihren 2,5 erkämpften Punkten ihr DWZ-Konto. Natalie Ehrenberg und Theresa
Pohl dagegen probierten vielleicht zwischendurch den Affen mit den beiden Händen
vor den Augen. Leichter DWZ-Verlust für die beiden, der aber schnell wieder
aufholbar ist.
Die Deutschen Amateurmeisterschaften 2009/10
Stolzer Hahn und schattiger Rastplatz
Der Auftakt dieser Turnierserie fand zum ersten
Mal in der Geschichte der Amateurmeisterschaft in unserem Ramada-Hotel statt,
das etwas vor den Toren unserer Stadt liegt. Ehrensache für jeden von uns, die
Chance, einmal die Amateurmeisterschaften selbst zu erleben, auch wahr zu
nehmen. Die ersten sechs Spieler
einer jeden Gruppe qualifizieren sich für das Finale, um dort um den Titel
„Deutscher Amateurmeister“ zu kämpfen. RAMADA
ist ein mexikanisches Wort und bedeutet:
„Schattiger Rastplatz am Rande des Weges“. Einen schattigen Rastplatz als
Schutz vor der Hitze, die durch die Gefechte ihrer Gegner entstand, wünschte
sich in diesem Turnier bestimmt Vicky Eue. Als Anfängerin fehlte ihr
noch die Erfahrung, lange Partien durchzustehen. Die Anfänger, die sie
besiegten, freute es sicher. Ruhe
Dich auf diesem schattigen Plätzchen aus und träume von Deinen
zukünftigen Siegen und sammele die Kraft dafür, Vicky. Ebenfalls zu unseren
Anfängern zählen ja Tommy Lee Mikus, Felix Fischer und Tom Borchardt.
Sie schafften, obwohl der Hahn kämpferisch an ihren Brettern hin und her lief,
noch keinen Durchbruch. Natalie Ehrenbergs Hahn hackte gnadenlos Tommy
Lees Figuren auseinander und legte in
der letzten Runde „Vater Pohl“ aufs Kreuz. Christoph Hoffmann holte
seinen einen Sieg gegen Jonas Wilke und den zweiten gegen einen 883
DWZler und verlor wieder ein paar Punkte. Absolut ohne Elan spielte Kay Röming.
Sein Kampfhahn ließ durchgehend die Flügel hängen. Der Höhepunkt seiner
Kraftlosigkeit war die Niederlage gegen Jonas Wilke. Jonas knüpfte seinen
2. Punkt dann Tommy Lee Mikus ab. Beide Partien beendete er mit einer schönen
Mattkombination. Damit wurde er in punkto DWZ-Zuwachs der Sieger unserer
Ramada-Teilnehmer. Dadurch, dass außer Alexander Busch noch keiner
unserer Spieler aus der F-Gruppe den Durchbruch schaffte, saßen in den letzten
zwei Runden wieder alle von uns vereint auf den letzten Plätzen und nahmen sich
gegenseitig die Punkte ab. Jan Grabowski holte vorsichtig drei Mal zum
Remis aus. Er spielte solide und auf Sicherheit und untermauerte mit seinen 50 %
seine Spielstärke. Und dabei wirkt der Slubicer Hahn viel lebhafter als der
Frankfurter. Also Jan, Sporen ausfahren und angreifen. Die Gewinner dieses
Turniers waren Theresa Pohl, Thomas Noack und Alexander Busch.
Alexander gab nur einen Punkt ab, holte in der letzten Runde, am 3. Brett
spielend, ein Remis. Neun Spieler schlossen dieses Turnier in seiner Gruppe mit
3,5 Punkte ab. Seine Buchholzwertung reichte nur für den undankbaren 7. Platz.
Auch Theresa Pohl, wie Jan Grabowski in der C-Gruppe spielend,
verließ drei Mal mit einem Remis den Kampfplatz. Doch dazu gelangen
ihr schöne Siege gegen Nick Müller in der ersten Runde und gegen Karsten
Dehning-Busse in der letzten Runde. Der 4. Platz ist zwar ein wenig
undankbar, da es bei Ramada immer schöne Pokale gibt. Aber die Qualifikation für
das Finale ist das wichtige Ergebnis.
Thomas Noack spielte eine Gruppe höher, in der B. Er ließ sich nur
einmal beschummeln, trennte sich einmal friedlich und holte drei Siege! Der 4.
Platz und Einzug ins Finale, da fühlt er sich vielleicht wie der stolze Hahn
von Wilhelm Busch, vor dem sich drei Hennen (=drei Punkte) ehrfürchtig
verneigen.
Regionalmeisterschaft
Von Pechvogel bis Falke
Für alle, die einmal an einer Deutschen Einzelmeisterschaft teilnehmen möchten,
ist die erste Hürde die Regionalmeisterschaft. Es geht um alles oder nichts. Ab
der U 12 kommt nur der Sieger ein Treppchen höher. Da heißt es in allen fünf
Partien wachsam zu sein und seine Macht, das schachliche
Wissen, klug zu nutzen. Wachsamkeit und die Macht, sein schachliches Wissen im
richtigen Moment umzusetzen, sind Fähigkeiten. Sie sind also erlernbar. In der
Lage zu sein, diese Fähigkeiten einzusetzen, da können uns
Rituale sowie ein Symbol helfen. Ein Symbol dafür könnte Horus sein, ein
Hauptgott der ägyptischen Mythologie. Es gibt verschiedene Darstellungen von
Horus, zum einen ein stolzer Mensch mit Falkenkopf,
oder als Falke. Beides sind starke Symbole. Falken suchen ihre Beute im aktiven
Flug. Sie können ihre Beute über lange Strecken verfolgen. Sie besitzen neben
ihren wachsamen Augen auch noch Ausdauer. Eigenschaften, die uns beim Schach
spielen immer wieder nutzen. Unsere
REM-Gruppe bestand in diesem Jahr aus 9 Spielern. Keiner von ihnen blieb unter
seinen Möglichkeiten. Für Daniel Breuning war es erst sein zweites
Turnier. Er spielte locker, unbefangen und mit viel Spaß. Der Lohn, der 6.
Platz in seiner Altersgruppe U 10. Leider gingen von seinen drei Siegen nur
einer in die Wertung ein, weil seine anderen Gegner noch keine DWZ aufwiesen.
Das ist in der U 10 keine Seltenheit. Jedenfalls schlägt unser
Falke vor Stolz und Freude mächtig mit den Flügeln für diese Leistung. Tommy
Lee Mikus konnte mit seinen 1,5 Punkten ein ganz klein wenig seine Zahl
aufbessern. Dieses Turnier war
noch nicht der Durchbruch für ihn. Das kommt, wenn er diese beiden Fähigkeiten
„Wachsamkeit“ und „schachliches Wissen umsetzen“ noch besser entwickelt.
Vielleicht verweilt Horus mit seinen helfenden Kräften dann öfter an seinem
Brett.
Felix Fischer baute in diesem Turnier kein Vertrauen zu seinem
schachlichen Wissen auf. Dabei weiß
er schon so viel und besitzt eine große Konzentrations- sowie
Aufmerksamkeitsspanne. Doch in diesem Turnier traute er der Macht seiner Gegner
mehr als sich selbst. Sein 6. Platz ist ein
sehr gutes Ergebnis. Er verfehlte nur hauchdünn das Siegertreppchen. Für Clara
Sophie Krüger verwandelte sich unser „Horus
Falke“ in einen Pechvogel. Sie musste aufgrund von Punktgleichheit mit zwei
anderen Mädels mittels Blitzpartien die Plätze ausspielen. Da sie aber überhaupt
noch keine „Blitzerfahrung“ besaß, verlor sie diese Stichkämpfe. Also
werden wir demnächst beim Training auch viel blitzen üben. Mach weiter, dann
wird aus dem Pechvogel ganz sicher bald wieder ein Glücksvogel. Mit ein wenig
Glück, aber auch großen Kampfgeist, kam
Christoph Hoffmann auf den begehrten 3. Platz in der U 10. Er gab nur
einen Punkt ab, spielte immer an den vorderen Brettern. Mit dieser Leistung
qualifizierte er sich für die LEM. Eine schöne Krönung für sein letztes U
10-Jahr. Bei den U 14-Mädels machten Vicky Eue, Natalie Ehrenberg und Clara
Sophie Krüger fast unter sich aus, wer zu den LEM fahren darf. Die ersten
beiden kamen weiter. Das waren in diesem Jahr Vicky Eue und Natalie
Ehrenberg. Vicky besserte mit ihren 100 % mächtig ihr DWZ-Konto auf. Eine
sehr starke Leistung. Natalie Ehrenberg verlor „nur“ gegen Vicky
Eue. Sie übersprang damit die erste DWZ-1000. Aber total überraschten uns Kay
Röming und Carsten Meyer. In ihren beiden Altersgruppen ging es zu
wie beim Aprilwetter, mal Hagel, mal Regen, mal Sonnenschein. Da Carstens Gruppe
nur aus drei Spielern bestand, wurde doppelrundig gespielt. Der Favorit, Lars
Bauerfeind, besaß 300 DWZ-Punkte mehr, der
Dritte im Bunde etwas weniger als Carsten. Das erste Hoch = blanker
Sonnenschein: Carsten gewann in
der ersten Runde gegen Lars. Dann folgte Regen, „nur“ Remis gegen Philipp.
Zweite Runde, Hagel, verloren gegen Lars, aber dann Sonnenschein, gewonnen gegen
Philipp. Doch dann trat Horus in seiner
Eigenschaft als Gott der aufgehenden Sonne in Aktion. Lars verlor gegen Philipp
und Carsten Meyer bestieg mit einem halben Punkt Vorsprung die „1“
des Siegerpodestes. Herzlichen Glückwunsch! Ähnlich war es bei den U 16
Jungen. Doch Kay Röming kniete sich voll in seine Partien hinein. Hier
zeigte er Ehrgeiz und Kampfbereitschaft. Der Erfolg, die Qualifikation für die
LEM.
Das 4. Prenzlberger Open
Windmühlensprache
Turniererfahrung und damit verbunden Ausdauer sowie Routine für lange Partien
holt man sich am besten in den Open-Turnieren. Sehr günstig ist dafür das
Prenzlberger Open, denn es findet in den Weihnachtsferien statt. Was gibt es
besseres, als an tristen Wintertagen sieben Mal schöne Schachpartien zu
spielen. Theresa Pohl und Sven Krannich kannten schon die gute
Atmosphäre dieses Turnier. Doch für die anderen war es neu. Der Begriff
Prenzlauer Berg bezieht sich auf das – vom alten Berlin aus gesehen – über
die gesamte Breite ansteigende Plateau des Barnim. Da Berlin im Norden bis in
das 19. Jahrhundert auf das ebene Berliner Urstromtal beschränkt blieb, wurde
das Gebiet von den Berlinern schon immer als „Berg“ – meist als Windmühlenberg
– bezeichnet. Und das Spiellokal befindet sich auch in der Nähe des Mühlenberg
Center. Irgendwann standen auf diesem Gelände einmal acht Windmühlen. Sie
mahlten Korn, aus dem wurde Brot gebacken, das wiederum vor dem Hunger schützte.
Heutzutage gehen die Schachspieler des Prenzlberg-Opens in das Mühlenberg
Center zum Imbiss, oder Bäcker.
Kaum einer denkt daran, wie mühseliger es vor vielen, vielen Jahren war, Mehl
zu mahlen und Brot zu backen. Die Windmühlen haben auch eine eigene Sprache. Da
gibt es z.B. eine Flügelstellung
kurze Arbeitspause, lange Arbeitspause, eine Freudenschere, eine Trauerschere.
"Den Wind kann man nicht verbieten, aber man kann Windmühlen bauen."
(Aus den Niederlanden)
Mein im letzten Saisonheft geäußerter Wunsch, es mögen doch an diesem Open
mehr von uns teilnehmen, ging in diesem Jahr in Erfüllung. Sechs USCer begaben
sich in den Sog des Windmühlenbergs. Am besten
kam Alexander Busch mit den Windstärken in seinen Partien zurecht. Das
Remis gegen einen 1600er ergab den
Ausschlag für diesen kleinen DWZ-Zuschlag. Verluste ließ er nur gegen stärkere
Gegner zu. Aber was auch noch wichtig ist, er bekam (Apolda + Prenzlberger Open)
seine erste ELO (1659). Da zeigt die Windmühle natürlich die Freudenschere an.
Theresa Pohl hatte zwei 1300er in ihrer Gegnerschaft und der sich
daraus ergebene Gegnerschnitt brachte kaum Gewinn. Zwei schöne Gewinne
erspielte sie gegen zahlenmäßig gleichwertige Gegner. Keine Mühe bereiteten
ihr die schwächeren. Ansonsten fehlte ein wenig der frische Wind in ihrer
Spielweise. Mangelnde Risikobereitschaft lässt eine Partie schnell „in die Mühlen
geraten“.
Sven Krannich kam durch sein Studium in den Monaten vor diesem Turnier bedingt
wenig zum trainieren. So geschah
eine bittere Niederlage in der ersten Runde gegen einen wesentlich schwächeren.
Er glich das dann aber mit zwei sehr guten
Remis und einem Sieg wieder aus.
Bitter ist es, wenn durch so eine „kleine minus Zehn“ sich die Zahl gleich
um einen Hunderter reduziert. Bei Thomas
Noack hauchte in der ersten Runde eine flaue Brise über das Brett, aus der
der Gegner einen Sturm zauberte. Drei Runden hintereinander spielte er dann
gegen Frauen, die er gnadenlos besiegte. Doch leider ergaben diese
„gnadenlos“ kein Plus in der DWZ-Kasse. Bei Thomas Noack und Sven
Krannich stand die Windmühle hoffentlich nur auf „kurze Pause“. Für Natalie
Ehrenberg und Clara Sophie Krüger ging es darum, mit solchen großen
Turnieren vertraut zu werden. Clara kämpfte – bis auf einen - nur gegen stärkere
Spieler. Sie übte sich also darin, trotzdem gute Laune und Spielfreude zu
behalten. Natalie Ehrenberg trat in diesen sieben Runden gegen zwei ebenbürtige
an und holte da einen Ehrenpunkt.
In der letzten Runde wäre auch der zweite Punkt möglich gewesen. Sie wollte
wie bei Ramada wieder unbedingt gegen Vater Pohl gewinnen. Doch da sie sich zu
sehr unter Druck setzte, war sie „völlig
durch den Wind“. Das Ende dieser Partie zu besiegeln fiel ihr sehr schwer. Zu
sehr hatte sie auf diesen Punkt gehofft. Erst nachdem bei ihrem Gegner zwei
Damen mehr auf dem Brett standen,
raffte sie sich zum Aufgeben auf.
Training der Wachsamkeit oder am Ball bleiben
Fähigkeiten werden durch Üben immer besser. Also spielte Theresa Pohl zwei
Turniere zwischendurch. Das 19. Eintracht Open und das Ramada-Turnier in
Magdeburg. In beiden Turnieren zeigte sie eine solide Leistung. Beim Ramada-Open
setzte sie zum Beispiel in zwei Partien sehr schöne Ideen auch mutig um. Den
dritten Punkt gewann sie, weil sie in fast auswegloser Lage wie ein Löwe kämpfte.
Die Landesmeisterschaft
Hundert Augen zwischen Licht und Schatten
Jeder Teilnehmer der Landesmeisterschaft möchte am liebsten mit Argusaugen
ausgestattet sein, damit er alle Stärken und Schwächen der Gegner auch immer
zur richtigen Zeit erkennt. Denn
die Besten möchten zur Deutschen Meisterschaft. Der Ehrgeiz ist da ebenso groß,
wie die Kampfbereitschaft. Etwas mit Argusaugen beobachten ist eine Redensart
aus der griechischen Mythologie: Die Göttin Hera ließ Io, die in eine
Kuh verwandelte Geliebte ihres Göttergatten Zeus, von dem Riesen Argus
bewachen. Sie wollte so verhindern, dass es zu Schäferstündchen zwischen Zeus
und Io kam. Argus hatte hundert Augen, von denen jeweils ein Teil schlief, während
der Rest wachte.
„Rings um den Kopf hatte er hundert Augen. Von diesen schlossen sich
abwechselnd jeweils zwei zur Ruhe, die übrigen gaben acht und blieben auf
Wache“, schrieb Ovid.
So konnte er Io immer im Auge behalten. Auf Befehl des Zeus schläferte der Götterbote
Hermes Argus ein und tötete ihn. Seine hundert Augen überführte Hera in das
Federkleid des Pfaus. Wie man sieht sind hundert Augen nutzlos, wenn dessen
Besitzer sich durch einen schwatzhaften Götterboten zum schlummern verführen lässt.
Am Ende des Textes von Ovid heißt
es:
„Erloschen ist das Licht, das in so vielen Augen Dir strahlte! Hundert Augen
deckte nun eine Nacht!“
Die Geschichte dreht sich also auch um die Themen: Licht und Dunkel, um Optik.
Von unseren sechs LEM-Teilnehmern durften
sich zwei Hoffnung auf einen Qualifikationsplatz machen. Das waren Christoph
Hoffmann, Vicky Eue,
oder Natalie Ehrenberg. Clara Sophie Krüger, Kay Röming und Carsten
Meyer wollten so viel wie möglich gute Partien spielen. Kay, obwohl er von
vorne herein nur antrat, um zusätzliche Spielmöglichkeiten zu nutzen, verließ
nach drei Niederlagen total der Mut. Vielleicht kam auch zu ihm der Götterbote
Hermes und redete seinen Mut in den Schlaf. Jedenfalls zeigte er dann nicht
einmal mehr das, was er schon konnte. Jeder von uns
wird immer wieder auf viel stärkere Spieler treffen und auch mehrere
Niederlagen hintereinander erleben. Da fühlt man sich dann schon wie ein
kleines Licht. Doch:
"Auch das kleinste Licht hat sein Atmosphärchen." (Marie von
Ebner-Eschenbach).
Carsten Meyer dagegen, in derselben Situation wie Kay Röming,
fuhr für jede Partie Spielfreude und Ehrgeiz auf. Er schaffte zwei Remis. Hätte
sich zwar auch mehr gewünscht, aber das kommt noch! Von ihrem Spielvermögen
her hätte Clara Sophie Krüger sicher auf dem 3. Platz landen können.
Aber leider fand sie in ihren Partien zu wenig Angriffsideen und ihr
Sicherheitsempfinden machte irgendwo Urlaub. Das nahmen ihr ihre Figuren übel
und verschwanden einfach in die
Dunkelheit. Dementsprechend kam in diesem Turnier noch kein Durchbruch. Vicky
Eue befand sich in der Partie gegen Natalie Ehrenberg zu sehr auf
Wolke 7. Wie Hera, die glaubte Argos sei der sicherste Wächter von Io, glaubte
sie, viel stärker als Natalie Ehrenberg zu
sein. Doch nutzte Natalie in dieser Partie jeden kleinen Fehler aus. Als dann
noch ein großer kam, setzte sie schnell und zügig mittels einer wirklich schönen
Kombination mit zwei Springer matt. Vicky war am Boden zerstört, sah aber ein,
dass sie die Wachsamkeit zu sehr auf die leichte Schulter nahm. Da die beiden in
der ersten Runde zusammen kamen, war es nun natürlich für Vicky Eue wichtig,
wieder in das Licht zu treten. Das machte sie dann auch sehr, sehr gut und
sicherte sich den 2. Platz. Auch Natalie Ehrenberg ließ nichts mehr
anbrennen. Sie landete souverän mit 100% auf Platz 1 und wurde U
14-Landesmeisterin. Herzlichen Glückwunsch!!!
Christoph Hoffmann startete als drittstärkster in seinem Feld und hatte
es schon in der ersten Runde in der Hand, weiter vorne zu landen. Aber, er
verlor ohne Not gegen Anh Van in der ersten Runde, obwohl er
durch eine wunderschöne Kombination schon in der Eröffnung eine Figur
gewann. Doch Ende gut, alles gut. Christoph Hoffmann gab dann nur noch
einen Punkt gegen den Favoriten ab und landete wohlbehalten auf Platz 3, ein
Qualifikationsplatz für die DEM. Herzlichen Glückwunsch! Damit fahren erstmals
im Leben unserer Abteilung drei Spieler zur Deutschen Einzelmeisterschaft. Der
Name Wandlitz, der Austragungsort dieser LEM, hat einen slawischen Ursprung -
Vandelice: „Menschen, die am Wasser leben“. Die Jugendherberge liegt auch
direkt am Wasser. Wenn wir im Winter dort verweilen, sind weder Störche noch Frösche
zu sehen. Doch im Sommer wird sich das Geschehen zwischen Frosch und Storch auf
diesen beiden Bildern schon zutragen können.
Crazy Boys oder Ganz schön mutig
„Crazy Boys“, so begrüßte uns der Vater von Jan Grabowski am 8.
März kurz nach Mitternacht auf dem Bahnsteig in Frankfurt. Thomas Noack, Jan
Grabowski, Sven Krannich und Norbert Heymann waren am Tag zuvor mal
eben morgens zur Nordsee nach Bremen gefahren und haben erstmals an einer
norddeutschen Blitz-Mannschaftsmeisterschaft teilgenommen. Leider waren Thomas
Noack, Sven Krannich und Norbert Heymann völlig außer Form und Sven
Krannich fiel zwischendurch auch wieder ein, dass er blitzen eigentlich gar
nicht mag. Eine überragende Leistung gelang Jan Grabowski mit acht
Punkten am zweiten Brett. Gegen Fide-Meister Hendrik Reichmann (DWZ 2228)
gewann er die Partie und mit Clemens Rietze (DWZ 2160) teilte Jan
Grabowski den Punkt. Leider kamen wir über den letzten Platz nicht hinaus.
War die ganze Aktion verrückt? Ja! Würden wir es wieder machen? Na klar! (von
Norbert Heymann)
Das Osterturnier in Görlitz
Mut und Königlichkeit
Das Görlitzer Wappen wurde am 29. August 1433 von Kaiser Sigismund der Stadt
verliehen. Damit erhielt die Stadt eine besondere Auszeichnung, als Zeichen
seiner Anerkennung der Dienste der Stadt Görlitz im Hussitenkrieg, weil die
Verleihung eines Wappens seinerzeit mit ungewöhnlichen Kosten verbunden war.
Der Adler steht für das Heilige Römische Reich Deutscher Nation, der Löwe für
Böhmen. Der Adler weist auf die Stadtanerkennung durch den Kaiser und der Löwe
auf die Landeszugehörigkeit zu Böhmen hin, bevor Görlitz 1635 an das Kurfürstentum
Sachsen und nach dem Wiener Kongress 1815 an Preußen fiel. Wie man sieht,
werden die beiden Turniere, zu denen wir jedes Jahr mit viel Lust und Spannung
hinfahren, von starken Symbolen begleitet. Der Löwe symbolisiert Mut und Königlichkeit,
da er als König der Tiere gilt. Der Adler symbolisiert Unsterblichkeit, Mut,
Weitblick und Kraft, gilt aber auch als König der Lüfte und Bote der höchsten
Götter. Nach altem Glauben blickt er beim Auffliegen direkt in die Sonne,
weshalb er auch ein Sinnbild für den Aufstieg in den Himmel und die Erlösung
der Seele ist. „Königlichkeit“ begegnet uns ja in jeder Partie, eigentlich
geht es ja nur um ihn. Dame, Türme, Läufer, Springer, Bauern sind einfach da,
ihn zu beschützen, oder der
anderen „Königlichkeit“ zu beweisen, wie schwach er und seine Mannen sind.
Apothekenturnier: weniger gut gelang es Tommy Lee Mikus und Daniel
Breuning der anderen „Königlichkeit“ zu beweisen, wie schwach er und
seine Mannen sind. Null Punkte sowie einen geringen DWZ-Abstieg. Tommy Lee
Mikus verbesserte seine Spielweise schon sehr. Figureneinsteller passierten
ihm kaum. Doch es fehlte ihm leider der Weitblick des Görlitzer Adlers. Mit
anderen Worten, er schaute zu wenig darauf, was sein Gegner vorhat. Wenn er es
dann auch noch schafft, die Partien richtig mitzuschreiben, dann ist bald alles
bestens. Daniel Breunings Bereitschaft, aus seinen Fehlern zu lernen, war
kaum vorhanden. So passierten in jeder Partie immer wieder dieselben Patzer.
Aber es ist sein erstes Görlitzer Turnier. Im nächsten läuft es bestimmt
besser. Zwei Mal bekam Alexander Busch in diesem Turnier die Chance,
gleichwertige Gegner zu besiegen. Aber weder den Mut des Löwen noch der
Weitblick und die Kraft des Adlers holte er sich zur Hilfe. Zu schnell die
Figuren abgetauscht, keine Angriffsideen. Das Ergebnis: Zwei kraftlose Remis.
Die anderen beiden Punkte reichten nicht für einen Durchbruch. Hinter Christoph
Hoffmanns 2,5 Punkten stehen gut gespielte Partien. Besonders das Remis
gegen einen 1400er schaffte er mit Mut und Weitblick. Zu sehr gab er sich dann
allerdings in der letzten Runde als Kavalier. Ohne Kampfgeist gab er sich mit
einem Remis gegen Susan Reyher zufrieden.
Ein Sieg hätte seinen Punktestand wesentlich höher werden lassen. Wie gut Vicky
Eue aus ihren LEM-Fehlern lernte, zeigt die Tabelle. Sie verbesserte ihre
Spielweise von Partie zu Partie und gewann als i-Tüpfelchen ihres Kampfgeistes
die letzte Partie des Turnier gegen einen 1400er durch ein schönes Matt. Sie
holte die meisten Punkte von allen! Auch Carsten Meyer nutzte alle
Chancen, die sich ihm boten. Der Auftakt begann mit einem schönen Sieg gegen
einen etwas stärkeren Gegner, dann ein klasse Sieg in der 5. Runde. Hier nutzte
er mehrmals schöne Fesselungsmotive. Dann folgte ein tolles Remis gegen einen
1700er. Hier behielt er in einem komplizierten Turmendspiel die Weitsicht und
den Mut des Görlitzer Adlers. Alle Energien der Löwen und des Adlers vereinte Felix
Fischer in seinen Partien. Gleich in der ersten Runde zeigte er wieder, dass
er in der Lage ist, einen perfekten Mattangriff zu kombinieren. Auch in der
zweiten Runde gab er alles und schaffte gegen einen 1649er ein Remis. Er kam
dann nur noch gegen stärkere Spieler, siegte noch einmal gegen einen 1160er und
holte ein Remis gegen einen 1444er. Diese drei Punkte sind drei besonders
wertvolle. Er war in punkto DWZ-Zuwachs der König dieses Turniers. Theresa
Pohl spielte wieder im Äskulap-Turnier. In den ersten beiden Runden kam sie
an zu übermächtige Gegner. Dann folgte ein Pflichtpunkt. Doch in der vierten
Runde gelang ihr ein sehr schöner Sieg. Mit ihren 2,5 Punkten spielte sie auf
ihrem derzeitigen Niveau. Der Görlitzer
Löwe besitzt ja einen Doppelschwanz. Das bedeutet, die Görlitzer Verdienste
wurden besonders hoch bewertet. Doch nach jedem Kampf benötigt auch ein Löwe
eine Ruhephase, in der Kräfte gesammelt und neues Wissen angereichert wird. In
dieser Ruhephase befindet sich Theresa Pohl. Und so verabschiedeten wir
uns sehr zufrieden für das Jahr 2010 in der schönen Bahnhofshalle von Görlitz.
Finale der 9. Deutschen Amateurmeisterschaft
Das Glück der „13“ Thomas Noack nahm natürlich seinen
Qualifikationsplatz im Finale der Finale der 9. Deutschen Amateurmeisterschaft
war. Leider bekam er einen Punkt kampflos, weil sein Gegner im Analyseraum
eingeschlafen war und das niemanden rechtzeitig auffiel. Vielleicht nahm er das
Synonym „Schattiger Rastplatz am Rande des Weges“, etwas zu genau. Der 13.
Platz in einem Ramada-Finale kann sich sehen lassen. Denn immerhin kamen hier
die besten Amateure Deutschland zusammen. Außerdem: Bei den Germanen galt die
13 als Glückszahl: 12 weise Männer seien auf See gefahren, um die „Lex
Frisonium“, eine Sammlung frühmittelalterlicher Rechtsvorschriften aus dem 8.
Jahrhundert, zu verfassen. In einem aufkommenden Sturm sei dann ein dreizehnter
Mann erschienen, habe das Steuer übernommen, das Schiff durch den Sturm
gesteuert und den 12 Weisen abschließend das Gesetz der Friesen diktiert, bevor
er wieder verschwand.
Die deutsche Einzelmeisterschaft
Quellflüsse und Mühlenrad
Mal nicht nach Willingen, sondern nach Oberhof, ebenfalls ein
Wintersportzentrum, ging es zu diesen Wettkämpfen. Doch Wintersportzentrum hin
oder her, wir fuhren ja zum Schachspielen dahin. Schauen wir uns das Stadtwappen
von Oberhof an, dann verblüffen sieben Wellenlinien. Was bedeuten sie? Nun,
diese sieben Wellenlinien stehen für die talwärts fließenden sieben Quellflüsse
des Ortes. Quellflüsse speisen Seen, Brunnen,
oder machen ein ursprüngliches Bächlein zum reißenden Fluss. Ihr Wasser ist
rein, klar und schmackhaft, praktisch unser Lebenselexier. Keiner von euch
erscheint zu einem Schachwettkampf, ohne ein Fläschchen mit Flüssigkeit im
Rucksack. Leider ist es zu meinem Bedauern selten Gänsewein = klares Wasser,
sondern irgendein süßes Geschlabber.
Von uns reisten drei hochmotivierte und gut gelaunte Spieler nach Oberhof.
Natalie Ehrenberg und Theresa Pohl nahmen zum Schutz ihre Väter
mit, Christoph Hoffmann begab sich in meine Obhut.
Sieben Quellflüsse, da passte das Motto: „Die Stille ist die Quelle der
Gedanken.“ (Franz Schmidberger), sehr gut zu diesem Turnier. Natalie
Ehrenberg besitzt noch wenig Spielpraxis. Und obwohl ihr Vati sich regelmäßig
schützend an ihrem Brett aufhielt, hatte sie noch viel zu viel Angst vor ihren
Gegnerinnen. Keine der sieben Quellflüsse von Oberhof schaffte es, diese Angst
fort zu spülen. Also erzielte sie einen Sieg und spielte ihre
drei Remispartien nicht richtig aus. Etwas mehr Mut und fleißig weiter
trainieren, dann kommt sicher auch die Lust, zu kämpfen, um zu gewinnen.
Vielleicht hilft ihr auch diese Quelle dabei, die dem Schutz einer Höhle
entspringt. Theresa Pohl, am Platz 8 gesetzt, ging unbefangen und voller
Vorfreude in dieses Turnier. Das war auch ganz wichtig. Denn wenn man im Jahr
zuvor Deutsche Meisterin war, kann der Druck, es unbedingt wieder schaffen zu müssen,
alles zunichte machen. In ihren
Partien dieser Meisterschaft klappte es mit dem
Aufstellen von Drohungen nicht gut genug. Das Ergebnis, fünf Remispartien. Wäre
nur eine dieser fünf Remispartien
ein voller Punkt geworden, dann …. Aber hinterher über „hätte, wäre, könnte“
zu reden fällt uns immer leichter, anstatt im richtigen Moment zu erkennen, auf
welches Mühlenrad ich mein Wasser leiten müsste, um zu gewinnen. Theresa
Pohl spielte trotzdem eine tolle Meisterschaft. Sie gab nur einen Punkt an Hanna-Marie
Klek ab und belegte den 5. Platz. Damit war sie bei dieser DEM bester
Brandenburger Spieler! Ein schöner Erfolg! Herzlichen Glückwunsch!
Christoph Hoffmanns Quellflüsslein
strömte mal sehr stark und klar und dann wiederum verwandelte es sich in eine
Pfütze. Er holte seine 4 Punkte fast immer durch sein besseres Endspielwissen.
Vorher sah es oftmals weniger rosig aus. Da es dadurch immer recht lange Partien
wurden, fehlte oft die Kondition für die Runde nach einem Sieg. Das Endergebnis
von 4,5 Punkten reichte nicht zum Startplatzerhalt. Er rutschte um zwei Plätze
nach hinten. Doch sein DWZ-Zuwachs zeigt, für einen DEM-Neuling schlug er sich
wacker. Weiter so! Diese neun Meisterschaftstage bestanden aus Schach spielen
pur. Neben den Turnierpartien, Theresa Pohl und Natalie Ehrenberg spielten
neun Runden, Christoph Hoffmann 11 Runden, saßen wir noch täglich
mehrere Stunden zusammen, um die gespielten Partien auszuwerten und die nächstem
Runden vorzubereiten. Theresa Pohl ist ja sehr belastungsfähig und
solche Anstrengung gewohnt. Aber auch Christoph Hoffmann und Natalie
Ehrenberg meisterten diese Belastung bestens und mit viel Spaß.
Unsere Mannschaftskämpfe
Die Brandenburgische
Vereins-Jugend-Mannschaftsmeisterschaft
Wie aufgescheuchte Gänse
Was Schutz und Wachsamkeit angeht, gibt es noch eine ganz interessante
Vogelschar, die diese Eigenschaften bestens beherrscht, die Gänse. Gänse sind,
neben den Hunden, die ältesten
Haustiere der Welt. Die Schirmherrin für die Stadt Rom war die
Göttin Juno, die Gans ihr heiliges Tier, weshalb bei ihrem Tempel auf dem
Kapitol Gänse gehalten wurden. Als diese die Bürger Roms
durch lautes Geschnatter vor dem
Angriff der Gallier warnten, schrieb man die Warnung Juno zu und gab ihr den
Beinamen Monete, die Warnerin bzw. Mahnerin. Zur gleichen Zeit wurden dort auch
Münzen geprägt und sie bekamen den noch heute gebräuchlichen
Ausdruck „Moneten“.
Nach warnen und mahnen
ist mir auch, wenn ich die Ergebnisse der BVJM sehe. Irgendwie war bei beiden
Mannschaften der Mannschaftsgeist unterentwickelt. Gespielt habt ihr
wie eine durcheinander geratene Gänseschar.
Der eine träumte lieber anstatt Schach zu spielen, der andere hatte keine Lust
mal ein wenig nachzudenken, dem dritten war das Ergebnis der Partie schnurz piep
egal. Schaut einmal, wie geordnet, aufmerksam und zielstrebig diese Gänseschar
die Straße überquert. Ihnen passiert nichts, denn
sie beschützen sich durch Disziplin, Aufmerksamkeit und Wachsamkeit. Es
machte uns aber trotzdem Spaß, mit euch unterwegs zu sein. Genug geärgert habt
ihr euch ja selber über eure Fehler hinterher. Leider klappte es bis zum Ende
der Saison weniger gut mit dem Motto: Lerne ganz schnell aus deinen Fehlern. Da
keine unserer beiden Mannschaften auch nur ansatzweise Leistungen zeigte, werden
wir in der nächsten Saison auf eine Teilnahme an der BVJM verzichten.
Jonas Wilke wird zufrieden sein. Sieben Mal trat er für die Mannschaft an
und die Steigerung seiner Wertzahl zeigt, welchen Kampfgeist und was für eine
Wachsamkeit er für diese drei Punkte aufbot. Tommy Lee Mikus war immer
dabei und seine lustige Art bereicherte unsere
Stimmung sehr. Leider setzte er diese lustige Art kaum in seiner Spielweise um. Felix
Fischer holte mit seinen 75 % die Punkte, die jeder von euch anstreben
sollte, wollt ihr als Mannschaft vorne landen. Frances Schwanke wurde in
dieser Saison durch einige Krankheiten „gebeutelt“. Alles Gute für die nächste
Saison. Daniel Breuning gehört noch zu den Gänseküken. Er wird
hoffentlich in der nächsten Saison flügge werden. Wenn Tom Borchardt aufhört,
das Schachbrett mit dem Fußballfeld zu vergleichen, wird er sicher viel, viel
besser spielen. Denn eigentlich kann er gut denken, hat nur zu flinke Hände. Christoph
Hoffmann besitzt die meisten Turniererfahrungen der U 12er. Leider setzte er
sie zu wenig für seine Mannschaft
um. Bei der U14ern spielte Clara Sophie Krüger ihr Leistungsvermögen
aus und Natalie Ehrenberg ist die Punktesammlerin dieser Mannschaft. Hätte
die anderen mit ihnen mitgezogen, wäre auch hier ein Treppchenplatz
herausgekommen. Bei dieser BVJM war nichts von einer stolzen Gans, wie zum
Beispiel „Gustav Gans“ sie verkörpert,
zu erkennen. Besser passt die arme Mohrgans zu diesem Geschehen.
Die Regionalklasse Ost
Tatkraft und Gemeinschaft
Als Wächter für Haus und Hof sind Gänse wesentlich aufmerksamer als der Hund.
Gänse schlagen selbst beim vorbeischleichen von Katzen und ähnlichem an. Dazu
haben Gänse ein Personengedächtnis und kennen die Personen, die regelmäßig
passieren, oder ihre Herrchen zu
genau und dort schlagen sie entweder gar nicht,
oder mit freudigem Geschnatter an. In der Regionalklasse kennen sich auch schon
viele Spieler. Aufgefrischt und ergänzt wird das Personengedächtnis dann noch
in der Vorbereitung. Das Rumstöbern nach entsprechenden Partien in den
Datenbanken macht richtig Spaß. Zum einen sieht man seine eigenen tollen
Kombinationen wieder, zum anderen studiert man die Spielweise des Gegners.
Neun der eingesetzten zwölf Spieler brachten eine Ernte von 50 % und mehr ein.
Sie nutzten sicherlich auch bei ihren Siegen und Remis die außergewöhnliche
Sehkraft und weites Sichtfeld der Gänse. Der DWZ-Sieger in dieser Klasse ist Janek
Mücksch. Drei Mal
mitgespielt, drei Mal gewonnen!
Leider entschied er sich dieses
Jahr für das Rudern und seine Mutter meldete ihn ab. Für diese drei Punkte
danken wir ihm aber noch. Sven
Krannich und Jan Grabowski gaben nur einen halben Punkt ab. Da lohnt
es sich darauf hinzuweisen, dass die Gans neben ihren guten Wächtereigenschaften
auch eine Götterbotin ist. Als Götterbotin verkörpert sie Zielstrebigkeit.
Sie schenkt uns das Wissen, wie Fleiß, Disziplin, Ausdauer und die nötige
Kraft für die praktische Umsetzung unserer Ziele genutzt werden können. Diese
Eigenschaften sind bei diesen beiden sehr gut ausgeprägt. Theresa Pohl fühlte
immer eine besondere Verantwortung für die Mannschaft, auch eine Eigenschaft
der Götterbotin Gans, die uns lehrt Verantwortung für unser Leben und die
Gemeinschaft zu übernehmen. Ihr wünsche ich, sie möge sich von dieser
Verantwortung weniger unter Druck setzen lassen. Durch diesen Druck spielte sie
etwas ängstlicher als sonst. Es wurden immer lange Partien. Doch anderseits gab
es ja auch vier Mal Siegeslohn =
100,0%, eine Partie „gewann“ sie kampflos. Norbert Heymann, unser
Mannschaftsleiter, Abteilungschef und gute Seele der Truppe, ärgert sich noch
heute über seine zwei Remispartien. Seiner Meinung nach hätten das Siege sein
müssen. Er spielte meistens genauso lange wie Theresa Pohl, vielleicht
aus ähnlichem Grund. Stefan Wurl war eine weitere starke Stütze für
die Mannschaft. Sein schachliches Talent und Können setzte er voll für die
Mannschaft ein. Schade, dass er in den letzten Wochen ohne ein Wort der
Entschuldigung dem Training fernblieb. An Tim Skrodzkis Ergebnissen
erkennt man, er ist nun schon die zweite Saison nur mit halbem
Herzen bei der Sache. Zum Training erscheint er gar nicht, obwohl drei
Nachmittage der Woche eine Möglichkeit bestünde. Das ist schade. Das
Zwillingsergebnis von Carsten Meyer und Thomas Noack könnte für
das Top-Mannschaftsergebnis das Zünglein an der Waage gewesen sein. Beide sind
sehr ehrgeizige Spieler. Sie ärgern sich immer viel zu lange, wenn
eine Partie mal weniger gut läuft. Thomas Noack, die erste Saison
in unseren Reihen und am Brett 1 spielend, wollte alles sehr gut und sehr
richtig machen. Diese 50% sind gut und richtig, auch wenn das DWZ-Ergebnis ein
kleines Minus aufweist. Denn es ist immer auch zu beachten, die Spielweise von Thomas
Noack ist sehr bekannt und am ersten Brett steht man besonders unter Druck.
Also fällt es den Gegnern leicht, sich darauf vorzubereiten. Carsten Meyer verkörpert
die Eigenschaften der Götterbotin Treue und Zuverlässigkeit. Obwohl stundenplanmäßig
in diesem Schuljahr sehr belastet, nutzte er jede freie Minute, um zum Training
zu kommen. Unseren Hut können wir vor Martin Lehmann ziehen. Er lebt und
arbeitet in Bayern, spielte aber jedes Heimspiel mit. Auch wenn sein Punktestand
nicht seinem Wollen und Wünschen entspricht. Er saß am Brett, war bei uns, ließ
uns nicht im Stich! Mir gibt seine Treue immer wieder Mut und Kraft. Wir sind
aufgestiegen!
Unsere Besten
Die Turnierlöwen (Die Krönung zum Turnierlöwen für
die beste Punktausbeute)
Mut gehört dazu, sich immer wieder dem Turnierfeuer zu stellen. Vor allen
Dingen, wenn man gerade eine Partie verloren hat. Die Teilnahme an Turnieren ist
und bleibt das Aufregendste, das
Schönste und das Lehrreichste. In keiner Trainingspartie werden uns die Fehler
so bewusst und können wir so schnell aus ihnen lernen, wie in einer
Turnierpartie. Eine tiefgründige Analyse dieser Partien lässt uns schneller
und tiefer in die Geheimnisse des Schachspielens einsteigen.
Unser Fleiß in punkto gespielte
Partien war in dieser Saison weniger ausgeprägt als in der vergangenen. Obwohl
zwei Spieler mehr in die Auswertung kamen, spielten wir 70 Partien weniger. Nun
weiß ich, dass ein großer Teil von euch das Ziel hat, sehr gute Schachspieler
zu werden. Sie kommen zwei bis drei Mal in der Woche zum Training und machen
dann auch super mit. Doch nur das
Training macht keinen sehr guten Schachspieler aus euch. Sondern dazu gehören
auch Eigeninitiative, Leistungsbereitschaft und eine ausgeprägte Turnieraktivität.
Was ist aber nun eine ausgeprägte Turnieraktivität? Das hängt von euren
Zielen ab. Möchtet ihr Landesmeister oder Landesmeisterin werden und zur
Deutschen Einzelmeisterschaft fahren, dann sind 50 Turnierpartien anzustreben. Möchtet
ihr mithelfen, gute Mannschaftsergebnissen zu erzielen, dann wären 30
Turnierpartien gut. Warum ist Turnieraktivität so wichtig? Weil das unser
schachliches Gedächtnis am schnellsten und besten prägt. Man kann an einer
einzigen Nervenzelle das Prinzip beschreiben, nach dem das Gedächtnis
funktioniert, und das geht so: Eine Nervenzelle besteht aus einer Art Kugel, das
ist der Zellkörper. An einer Stelle der Kugel wächst ein langer Arm und an
einer anderen viele kurze. Die kurzen Arme heißen Dendriten. Mit ihnen nimmt
die Nervenzelle Informationen von anderen Nervenzellen auf. Am Ende des langen
Arms, der heißt Axon, sitzt ein Füßchen, manchmal auch mehrere; über diese Füßchen,
die Synapsen, gibt die Zelle Informationen an andere Nervenzellen weiter. Dafür
gibt es Botenstoffe, die Neurotransmitter. Der wichtigste Botenstoff im
Hippocampus heißt Acetylcholin. Will die Zelle A der Zelle B etwas mitteilen,
spuckt Synapse A Acetylcholin aus, und zwar etwas mehr, als Zelle B aufnehmen
kann. Es bleibt also etwas übrig. Das schwimmt erst
einmal zwischen den Zellen hin und her; damit es nicht stört, wird es
von spezialisierten Molekülen regelrecht aufgefressen. Gedächtnis funktioniert
dann gut, wenn genau so viel "gefressen" wird, dass die richtige Menge
Acetylcholin in Zelle B ankommt. Das biologische Gedächtnis beginnt mit der
Aufnahme. Wir erreichen diese erste Stufe etwa, wenn wir eine Partie bewusst
spielen und analysieren. Dabei wird die Information vom Gehirn gut verschlüsselt,
sie wird mit einem "roten Faden" versehen und mit dem abgeglichen, was
wir zum Thema schon im Kopf haben; das sind Assoziationen. So wie die
Information verschlüsselt ist, wird sie längerfristig gespeichert, oft nur der
rote Faden. Das ist die zweite Stufe des Gedächtnisprozesses. Jede Information,
die nur an uns vorbeirauscht, speichert das Gehirn bruchstückhaft, falsch,
oder gar nicht. Die dritte Stufe ist das Abrufen: da wird uns selbst bewusst,
wie gut unser Gedächtnis funktioniert. Sobald wir auf eine gespeicherte
Information zugreifen, nehmen wir sie neu auf, und das Gehirn speichert die
Information von neuem. Mit jedem Mal wird die Information "haltbarer".
Mit anderen Worten: „Übung macht den Meister“ oder „Versuch macht klug“
Damit das Thema „Ausgeprägte Turnieraktivität“ in unserem Löwenwettbewerb
auch deutlich wird, kommen ab jetzt nur die Spieler in die Auswertung, die
mindestens 25 Turnierpartien in der Saison spielten. Neun Spieler schafften den
Sprung in den Löwenwettbewerb. Von der Anzahl der Partien her sind Theresa
Pohl und Christoph Hoffmann, mit je 53 Partien, Turnieraktivisten.
Doch Theresas Ausbeute ist mit 56,6 % bedeutend besser. Thomas Noack war
etwas turnierfauler und unterlag nur ganz knapp Theresa. Die Siegerin ist Vicky
Eue. 60 % der gespielten Partien gewonnen. Herzlichen Glückwunsch! Legt
alle drei in der nächsten Saison 10 % drauf.
Der Bogenlaufpokal (Für den höchsten
DWZ-Zuwachs)
Der Bogenlauf des Königs ist ein Königsmarsch, der an die Form eines Bogens
erinnert. Dabei kommt dem König zugute, dass er z.B. für die Strecke von h8
nach h1 auf der Route g7-f6-e5-e4-f3-g2 eben so viele Züge benötigt, wie auf
der optisch viel kürzer erscheinenden h7-h6-h5-h4-h3-h2.
Jeder DWZ-Zuwachs wird durch eine gute Turnierleistung erzielt, vor der eine
intensive Beschäftigung mit der Schachtheorie steht. Aber selten wird diese
intensive Beschäftigung sofort belohnt, weil ein zweites Standbein auch noch
beherrscht sein möchte: Das Einsetzen von mentalen Fähigkeiten, wie zum
Beispiel Kampfgeist, Siegeszuversicht, Selbstvertrauen und Ausdauer. Jonas
Wilke spielte nur zwölf Turnierpartien, aber diese sehr ordentlich. Will er
die 1000 jedoch überschreiten, sind sicher ein paar mehr Turnierpartien
nötig. In Theresa Pohls DWZ-Bereich sind 100er-Schritte wesentlich
schwerer zu laufen. Denn da sitzen einem Könner gegenüber, die auch in
Ausdauer und Kampfgeist geschult sind. Christoph Hoffmann steigerte sich
schon in der vergangenen Saison beachtlich. In der U 12 wird es schwerer.
Schussligkeiten und Träumereien sollten beim Wettkampf der Vergangenheit angehören.
Bei Carsten Meyer sehe ich die 1700 am Horizont blinken. Er begann in der
7. Klasse bei Null. In Taktik und Endspiel beherrscht er das Grundlagenwissen.
Nun auch noch selbständig Eröffnungstheorie
erarbeiten. Vicky Eue steigerte sich wieder enorm, trotz der Ausrutscher
bei den Mannschaftskämpfen. Wenn ihr bewusster wird, dass auch vermeintlich
schwächere Gegner ernst zu nehmen sind, ist die 1400 gebongt. Natalie
Ehrenberg nutzte ihr drittes Schachjahr sehr gut. Sie vermag es sehr gut ihr
Ziel, eine Partie zu gewinnen, klug in Einzeletappen zu zerlegen, indem sie
immer wieder unermüdlich nach neuen Ideen und Kombinationen sucht. Regelmäßigere
Teilnahme am Training und sie kommt in eine Spielstärke, mit der sie auch bei
einer Deutschen Meisterschaft punkten kann. Unser Bogenlaufsieger ist in diesem
Jahr Felix Fischer! Das verdiente er sich auch mit seinem enormen
Trainingsfleiß. Ob Eröffnungstheorie, Taktik oder Endspieltechniken, ihn
interessiert alles gleichermaßen. Neben dem Training setzt er sich auch zu
Hause mit schachlichen Problemen auseinander. Dieser Sieg ist die Krönung
seines Fleißes! Ein Bogen hat immer einen höchsten Punkt. Baut man ein Gewölbe,
dann wird in diesem höchsten Punkt ein Schlussstein eingesetzt. Erst er macht
die Konstruktion selbstragend und das Lehrgerüst kann entfernt werden. Felix
Fischer setzte seinen ersten Schlussstein
erfolgreich ein.
Der Seeschlangen-Pokal (Für die
variantenreichsten Lösungen der Schachaufgaben)
Seeschlangen kommen in allen Meeren vor. Sie werden bis 30 m lang, haben
einen schlangenförmigen Körper, der beim Schwimmen gebuckelt aus dem Wasser
taucht. Im Gegensatz zu "normalen" Schlangen - die beim Schwimmen ihre
Windungen horizontal verschieben. Im Problemschach bezeichnet die
“Seeschlange” ein außergewöhnlich langes Problem von 15 bis 20 Zügen,
auch bis über 100. Und bei solchen Problemen geht es uns halt wie das
Auftauchen des Buckels einer Seeschlange: ein paar Züge der Lösung tauchen auf
und die nächsten schweben in der Tiefe des Schachozeans. Also immer tauchbereit
sein.
Begeisterung ob eures Trainingsfleißes ist kaum angesagt. Vor allen Dingen
wenn ich sehe, dass Sven Krannich, der studienbedingt nur drei Monate am
Training teilnahm auf Platz 5 landete. Umso
mehr freue ich mich darüber, wie gut hier der Zusammenhang zwischen
Trainingsfleiß und Spielstärkeentwicklung erkennbar ist. Felix Fischer,
Theresa Pohl und Vicky Eue machten einen schönen Sprung in ihrer
Spielstärkeentwicklung. Theresa Pohl war in dieser Saison schon eine der
stärksten Stützen in der Regionalklasse-Mannschaft und sie wird es in der nächsten
Saison in unserer Regionalliga-Mannschaft sein. Für Vicky Eue wird
dieser Platz Ansporn sein, in der nächsten Saison auch die Themenaufgaben zu lösen.
Felix Fischer schaffte seinen Zwei-Punkte-Vorsprung durch das Lösen von
Taktik-Aufgaben. Darum ist dieser 1. Platz auch besonders wertvoll. Herzlichen
Glückwunsch!
Der Excelsior-Pokal (Der Excelsior-Pokal für
die beste Gesamtleistung)
Der Excelsior: mit 995,20 Karat ist der Excelsior der zweitgrößte Diamant
aller Zeiten. Gefunden wurde er am 30. Juni 1893 in der Jagersfont, einer Mine
in Südafrika. Der größte der 22 Steine wiegt 373,75 Karat und befindet sich
heute im Besitz vom Pariser Robert Mouawad. Im Problemschach ist der
Excelsior-Bauer die Bezeichnung für den Durchmarsch eines Bauern von seinem
Ausgangsfeld bis zur gegnerischen Grundreihe. Theresa Pohl schaffte es
wieder in die Spitzengruppe. Sie ist die beste Nachwuchsspielerin von uns. Sie
sorgte durch den Einsatz ihres Wissens und Könnens wieder dafür, dass sie bei
der Siegerehrung der DEM auf das Podium gerufen wurde und damit auch unser
Verein. Die Ziele für die nächste Saison haben wir festgesteckt. Es geht
weiter nach oben. Vicky Eue interessiert sich neben der Strategie und
Taktik auch sehr für die Großen dieses Spiels und für die Geschichte. Zum
ersten Mal erlebte ich, dass
jemand von uns in der Schule einen Vortrag über Schach hält und ein Eröffnungsbuch
anlegt, in dem dann auch die Geschichte einer Eröffnung steht. Sicher brachte
auch dieses Interesse sie auf den 2. Platz. Felix Fischer besitzt schon
ein Eröffnungswissen, das für ein 2. Schachjahr enorm ist.
Er arbeitete selbständig alle Fritz&Fertig CDs durch und besitzt
dadurch schon ein solides Grundlagenwissen. Dieser Sieg krönt seine Hingabe für
das Schach spielen! Herzlichen Glückwunsch Felix Fischer, Vicky Eue und Theresa
Pohl!
Symbolisch überreichen wir Fluffy an Alexander Busch, der wegzieht, Ricardo
Saul, zum Trommeln geboren, Janek Mücksch, der sich voll auf Rudern
konzentrieren will, Erik Marx, keine Lust mehr, Saskia Marx,
Handball, Kay Röming, Schule. Wir wünschen euch alles gute für eure
neuen Vorhaben und möge euch Fluffy beschützen. Als neue Mitstreiter begrüßen
wir: Zoya Orekhowa, Hagen Langer, Kevin Myszka, Arnold Myszka und Marius
Hückstaedt. Wir nehmen euch freudig in unseren
Reihen auf und werden so schnell es geht euch in die Geheimnisse des Schachs und
der Schachspieler einweihen.